Den richtigen Ton getroffen

Der JONA Hort kooperiert mit den Stralsunder Werkstätten.

Dienstag ist der beste Tag der Woche. Jedenfalls ab zwei Uhr am Nachmittag. Dann nämlich öffnet Hort-Erzieherin Ilona Zander die Tonwerkstatt. Matsch, Pampe und Ton, der zwischen den Fingern weicht. Wenn man zu viel Wasser nimmt, gibt es ein Glitsch-Geräusch. Auf den Fensterbänken stehen Schalen in Flunderform, Rosenblüten und Schildkröten. "Die sind aus Ton, der an der Luft trocknet", sagt Wanda aus der 4a. Manche Kunstwerke müssen jedoch in den Brennofen. Zum Glück, denn das macht den Dienstag fast noch besser.

Gutes Netzwerk

"Seit ungefähr fünf Jahren kooperieren wir mit den Stralsunder Werkstätten. Ziel dabei ist vor allem, dass sich die Mädchen und Jungen der JONA Schule und die Menschen aus der Werkstatt kennenlernen", erzählt Ilona Zander, die mit vier oder fünf Kindern regelmäßig die Keramikstube der Integrationswerkstatt besucht. Dort darf der JONA Hort den Brennofen benutzen und alles rund um den Ton ausprobieren.

Die jungen JONA-Keramiker sind hier in der Hafenstraße wohl bekannt und höchst willkommen. Schon im Flur fängt André Herrmann sie ab. "Toll, dass ihr da seid", begrüßt sie der junge Mann, der sonst an der Töpferscheibe Teller, Becher und Schalen formt. Jetzt räumt er seinen Platz und erklärt Jette aus der 4b geduldig, dass es darauf ankomme, zuerst eine Tonkugel zu formen. "Hau' die mal ordentlich drauf auf die Scheibe. Und dann musst du Gas geben", erklärt André Herrmann mit Blick auf das Fußpedal. Jette ist höchst konzentriert. "Machst du echt super", sagt André.

Neues und anderes kennenlernen

Radio Paradiso dudelt irgendwas im Hintergrund, auf den Arbeitsschuhen der Werkstattarbeiterinnen und -arbeiter liegt Materialstaub, an den Blaumännern klebt feuchter Ton. Es ist ziemlich gemütlich. Franz aus der 2b ist heute das erste Mal dabei, er weiß nicht so recht. Sein Pullover schaut noch unter dem Kittelärmel hervor. "Zieh' den mal hoch und dann komm' her. Probier' das mal an der Scheibe, wenn es nicht klappt, hast du es wenigstens versucht", ermuntert ihn der Töpferer.

Nicole Schweinitzer ist gelernte Keramikerin und leitet diese Abteilung der Integrationswerkstatt. Weil ein Kind fragt, wie Griffe an denn Tassen kommen, demonstriert sie das spontan: Henkeln nenne man diesen Arbeitsschritt, so Nicole Schweinitzer.

Mira ist fast immer dabei, wenn es um Tonkreativität geht. "Das Tolle ist, dass das was ist, was man in keinem Laden kaufen kann", sagt das Mädchen aus der 4a.

Gemeinsam ist besser

"Das mit dem Ton ist die eine Sache", sagt Hortnerin Ilona Zander. "Das andere ist fast noch wichtiger: Die Werkstatt und der Hort haben durch die Zusammenarbeit ganz viel gelernt. Wir besuchen uns gegenseitig, nicht nur, um gemeinsam zu keramiken. Im Sommer haben wir im Hortgarten zusammen ein Eis gegessen, und wir freuen uns schon, wenn wir bald hier Osternester basteln", so Ilona Zander.

Auf dem Rückweg von der Werkstatt zum Hort überlegt Franz laut: "Da waren doch aber gar keine Behinderten", meint er. Nee, da waren ganz normale Menschen. Alle ein bißchen anders - eben so, wie jede und jeder von uns eben auch.

Britta Kuntoff

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